Die Freunde der Prachtguramis wohnen ungleich über den Erdball verstreut
Für den Standardaquarianer ist es unerheblich, wo der nächste Hobbyfreund lebt. Zoofachgeschäfte sind meist in erreichbarer Nähe, der Rest wird vom Versandhandel versorgt, die üblichen Fische, Pflanzen und das nötige Zubehör sind fast jederzeit erhältlich. Ganz anders, wenn man etwas Besonderes plegt. Der Prachtgurami-Aquarianer hat oft ein Problem, das andere Aquarianer überhaupt nicht kennen: Kontakt zu anderen Prachtgurami-Aquarianern zu finden. In der Nachbarschaft gibt es sie nur selten. Wo wohnen sie, mit wem kann ich Erfahrungen und Fische austauschen? Hierbei hilft das Netzwerk unseres Prachtgurami-Projects.
Nach wie vor findet sich in Mitteleuropa das dichteste Zentrum des Liebhabernetzes unserer Gattung: eine Folge der Pionierrolle Walther Foerschs. Aber auch im Norden und Westen Europas existieren heute kleinere Liebhaberzentren. Ein weiteres Zentrum gibt es weit davon entfernt, in Japan. In anderen Gebieten, auch in den USA, existieren bisher noch keine Zentren, wohl aber einzelne Aquarianer und Experten, die sich mit dieser Gattung beschäftigen. In unserem Netzwerk fehlen bisher nur Adressen aus Afrika und Australien. Letzteres ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis die ersten dazu kommen.
Deutschland ist bis heute das Land mit den relativ meisten Prachtguramifreunden geblieben. Diese Dichte der Parofreunde vor allem in Deutschland ist immer noch eine Folge der Tatsache, dass hier MItte der siebziger Jahre des 2. Jahrhunderts die Prachtgurami-Aquaristik mit den gründlichen Untersuchungen Dr. Walther Foerschs begann. Die IGL nahm dies seit ihrer Gründung 1979 als führende Labyrinthfischvereinigung auf und brachte weitere Experten hervor, von denen einige auch ab den achtziger Jahren erfolgreich auf Entdeckungsfahrt nach Malaysia und Indonesien gingen (z.B. Horst Linke, Dietrich Schaller, Norbert Neugebauer, Günter Kopic, Jakob Geck, Martin Hallmann u.a.). Die Namen Linkes (als Artpate für linkei) und Schallers (als Erstbeschreiber von nagyi) sind auf Dauer mit diesen Arten verbunden. Nach deissneri (Bleeker, spätere Neubeschreibung durch Kottelat) und paludicola (Tweedie) war es der deutsche Biologe Jörg Vierke gewesen, der in den siebziger Jahren die nächsten beiden Prachtguramis beschrieb (filamentosus und parvulus). Erst viel später entwickelte Horst Linke den AK Labyrinthfische/EAC zu einer ebenfalls international wirkenden Vereinigung, die durch seine Aktivität besonders dazu beigetragen hat, weitere Prachtguramiformen nach Europa zu holen. Auch in der Schweiz gab es Aquarianer, die sich bei Entdeckung und Nachzucht Verdienste erworben haben, z.B. Alfred Waser. Der Schweizer Ichthyologe Maurice Kottelat wurde zu einem der besten Kenner der südostasiatischen Fischfauna und zu einem der fleißigsten Taxonomen der letzten Jahrzehnte, der u.a. auch die meisten Prachtguramiarten, z.T. gemeinsam mit dem Singapurer Hochschullehrer Peter Ng, beschrieben hat.
In England war es vor allem der deutschstämmige Willi Harvey, der Prachtguramis auf der Insel bekannt zu machen versuchte. Leider folgten ihm ncht viele, ein Ehepaar aber in großer Konsequenz und Hingabe: Barbara und Allan Brown. Mit ihren Namen bleiben manche Fische (auch Betta–Arten) verbunden, wie P. allani oder P. harveyi, auch z.B. Betta brownorum. In Holland hielt viele Jahre lang Karen Koomans die Fahne der Parozüchter hoch und hatte auf diesem Weg einige Begleiter und Nachfolger. In Frankreich bildet die CIL ein Zentrum der Labyrinthfischaquaristik, und einzelne Liebhaber (wie etwa der Musiker Olivier Perrin) wurden zu herausragenden Züchtern auch von Prachtguramiarten. Erst in den letzten Jahren entstand in den skandinavischen Ländern ein weiteres, etwas verstreutes Zentrum einer wachsenden Zahl passionierter und erfolgreicher Parofreunde. In den anderen europäischen Ländern, insbesondere in Ost– und Südeuropa, gibt es bisher nur vereinzelte Experten für diese Fische.
Das einzige weitere nennenswerte Zentrum liegt in Japan. Bedingt duch die größere räumliche Nähe, aber auch die starken chinesischen Traditionen in den Heimatländern unserer Fische, gibt es hier viele Kontakte mit den Bewohnern der Heimatländer der Paros. Hierdurch und durch gemeinsame Unternehmungen mit den reisenden europäischen Liebhabern, auch durch das ökonomische Interesse zunehmender Zierfischexporte, interessieren sich immer mehr Menschen aus West-Malaysia, Sarawak und Kalimantan für diese wenig bekannten und fast vergessenen Juwelen ihrer verschwindenden heimatlichen Urwälder. Langsam entwickelt sich die Überzeugung, dass der Schutz der heimischen Natur vor weiterer Zerstörung ein wichtiges Anliegen der jetzigen Generationen sein muss.
(PF)