Die Prachtguramis (Gattung Parosphromenus Bleeker)
Hier geben wir in einer Reihe von Kapiteln Auskunft über diese Fischgruppe: ihre Entdeckung, ihre Heimat, und ihre Bedrohung. Vor allem stellen wir die einzelnen heute von der Wissenschaft anerkannten Arten vor, sagen, wie man sie erkennt und was ihre Besonderheiten sind. In kürzerer Form stellen wir aber auch die meisten der bisher bereits gefundenen weiteren Formen vor, bei denen meistens noch unklar ist. welchen Status sie besitzen: Sind es bereits eigenständige Arten, sind es Unterarten oder sind es nur lokale Varianten einer bestimmten Art? Wir wissen es noch nicht. Auch das macht die Prachtguramis so spannend.
Wir haben es mit einer ziemlich homogenen Fischgruppe zu tun, deren aquaristische Rätsel zwar heute großenteils gelöst sind, die uns aber in wissenschaftlicher Hinsicht noch viele Fragen aufgeben: Wie sind sie entstanden? Wie erklären sich ihre Ähnlichkeit, wie ihre Unterschiede? Welche Formen und Arten kennen wir möglicherweise noch nicht? Können die Männchen der Arten, bei denen wir es nicht oder kaum schaffen, die Weibchen zu unterscheiden, z.B. bei vielen Formen der bintan– oder harveyi.Gruppe, dies besser als wir? Oder paaren sie sich auch mit anderen Weibchen? Teilweise ist dies nachgewiesenermaßen der Fall, aber was besagen solche Bruten? Systematische Untersuchungen hierzu gibt es bisher nicht. Sicher scheint, dass die Prozesse der Artbildung bei vielen Paroformen noch voll im Gange sind. Bei anderen sind sie abgeschlossen. Es ist noch viel Raum für Forschung.
Und es ist nicht mehr viel Zeit. Alle Arten und Formen sind infolge ihrer Bindung als Schwarzwassersümpfe im Urwald hochgradig bedroht. Oft sind nur noch Restsümpfe vorhanden und manche Arten vesuchen in Straßenrandkanälen und teichartigen Strukturen zu überleben. Alle Paros sind nämlich urspünglich Fließwasserbewohner. Zwar bewohnen sie kein reißendes, stark strömendes Fließwasser, aber stagnierende Wasserkörper ohne Wasseraustausch meiden sie. Dennoch halten sie in solchen meist menschengemachten Strukturen oft lange aus, wenn die Tropenregen eine gewisse Wassererneuerung garantieren.
Wegen ihrer Kleinheit werden Prachtguramis in ihren natürlichen Lebensräumen von vielen Räubern im Wasser und außerhalb gejagt. Verschiedene Reiher und Eisvögel tun dies ebenso wie Schlangenkopffische oder große Garnelen. Die Masse der Jungfische ist ohnehin Nahrung für andere. Der sehr wenig ins Gewicht fallende, geringe Fang von Prachtguramis für Exportzwecke bedroht keinen Bestand. Er ist ohnehin nur in den wenigen Wochen nach der alljährlichen Laichzeit möglich, wenn die Wasserstände niedrig und die Jungfischzahlen hoch sind. Die wirkliche Bedrohung ist die großflächige Zerstörung der Biotope durch Trockenlegung, Brandrodung, Holzeinschlag und Plantagennutzung. Hier muss ein Umdenken sehr bald erfolgen, wenn uns einige Arten noch länger erhalten bleiben sollen. Das Parosphromenus-Project bemüht sich darum, auch auf diesem Gebiet Einfluss zu nehmen.
(PF)