Die Gattung Parosphromenus Bleeker 1877
Der Fisch, den Pieter Bleeker im Jahre 1859 erstmals wissenschaftlich beschrieb, unterschied sich erheblich von den damals schon bekannten anderen Vertretern der ebenfalls von ihm selbst schon zuvor aufgestellten Gattung Osphronemus. Dieser Unterschied gab ihm sehr zu denken. Nachdem er ihn zunächst in diese Gattung eingeordnet hatte, definierte er dann 18 Jahre später für diese Fische doch eine neue Gattung: Parosphromenus („falscher oder abweichender Osphronemus“), wobei ihm der Fehler passierte, n und m im Namen zu vertauschen. Nach den Nomenklaturregeln musste und muss dieser Schreibfehler dann beibehalten werden.
Sämtliche Prachtguramis sind Höhlenbrüter. In der Natur kommen hierfür alle Arten von Klein– und Kleinsthöhlen infrage, die sich in den Urwaldsümpfen und –bächen finden lassen: kleine Hohlräume in Totholz, das im Wasser liegt, höhlenartige Bereiche in der Krautschicht, leere Muschel– und Schneckenhäuser und sicherlich sehr häufig kleine Verstecke unter alten Blättern und Falllaub, das in weiten Bereichen den Boden bedeckt. Prachtguramis werden häufig in größerer Wassertiefe angetroffen als andere Labyrinthfische; ein bis zwei Meter unter der Oberfläche sind keine Seltenheit. Dies hängt zweifellos auch mit dem folgenden Punkt zusammen.
EIne Besonderheit der Gattung ist nämlich, dass die Tiere zwar über ein komplett ausgebildetes und funktionsfähiges Labyrinth — das zusätzliche Atmungsorgan dieser Fischgruppe — verfügen, es aber äußerst selten einsetzen. Im Prinzip sind sie, wie ein großer Teil der übrigen Labyrinthfische auch, Schaumnestbauer, doch bauen die meisten Arten nur rudimentäre, kleine Schaumnester in ihren Bruthöhlen. P. filamentosus sammelt hierfür relativ viele Luftblasen von der Wasseroberfläche, P. parvulus nur sehr wenige, wenn überhaupt. Hierbei wird das Labyrinth benutzt. Es wird auch sofort eingesetzt, wenn eine plötzliche, gravierende Verschlechterung der Umweltbedingungen stattfindet, was im Aquarium bei versehentlichem Wechsel von Wasser mit stark verändertem pH-Wert direkt zu beobachten ist. Im Normalfall aber scheint das Labyrinth kaum benutzt zu werden. Schon Walther Foersch fiel auf, dass er seine Fische nie Luft holen sah. Er spannte sogar dicht unter der Wasseroberfläche Gazenetze aus, um die Tiere gezielt am Luftholen zu hindern, doch sie zeigten nie Anzeichen von Unwohlsein.
Jedem, der verschiedene Prachtguramis mteinander vergleicht, fällt die große Ähnlichkeit vieler Arten und Varietäten auf. Abgesehen von der äußeren Erscheinungsform der Fische ist sie auch in ihren Anspüchen an die Umwelt gegeben: bis auf paludicola, dem man schon durch das Fehlen ausgesprochener Leuchtbänder in den Flossen und seine eher pastellartige Gesamtfärbung ansieht, dass er in helleren, weniger in extremen Schwarzwasserbiotopen zuhause ist, sind die meisten übrigen Arten sehr ähnlich in diesen Ansprüchen: typische Bewohner von beschatteten, fließenden, moorigen Urwaldsümpfen. Wir müssen deshalb kaum individuelle Haltungs– und Zuchtbedingungen artweise beschreiben; es genügt, dies für die ganze Gattung zu tun.
(PF)