Kein Bereich der Biologie kann heute die Genetik außer Acht lassen
Die genetische Forschung an Fischen hängt freilich zeitlich und im Umfang deutlich hinter der an vielen Pflanzen und manchen anderen Tiergruppen (z.B. Vögel) her. Bei Prachtguramis hat sie erst vor wenigen Jahren begonnen.
Es gibt im Wesentlichen zwei Methoden, die dort angewandt werden. Die erste, klassische und besonders aufwendige Methode sequenziert die gesamte DNA. Sie kann deshalb nur an Universitäten und großen Museen durchgeführt werden und dies auch nur in besonderen Fällen. Ein ökonomisches Interesse besteht z.B. darin, die Erbinformationen von wichtigen Speisefischen zu kennen; deshalb lag hier bisher die Priorität. Sog. Zierfische sind nur wenige untersucht worden, immerhin aber auch bereits einige Prachtguramis. Die Methode wurde bei diesen hauptsächlich am Natural History Museum London angewandt; der Forscher war Lukas Rüber.
Die zweite Methode ist wesentlich weniger aufwendig, obwohl immer noch aufwendig, verglichen mit den Methoden der klassischen phänologischen Taxonomie. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Untersuchung eine kleinen Teilstücks der DNA zur Charakterisierung einer Art zu genügen scheint; man verzichtet also auf die mühevolle Sequenzierung des ganzen umfangreichen Restes. Diese Methode wird vor allem von der sog. „Fish-BOL-Gruppe“ angewandt, deren Hauptquartier in Guelph/Canada liegt. Die Gruppe hat sich die Aufgabe gestellt in den nächsten Jahren die gesamte Fischfauna der Erde auf diese Weise zu erfassen — eine Zielsetzung, die schon deshalb illusorisch ist, weil wir noch längst nicht alle Fische überhaupt kennen. Die Prachtguramis sind das beste Beispiel.
Das Parosphromenus-Project ist sehr daran interessiert, angesichts der Schwierigkeiten mit der phänologischen Trennung der Arten und Varietäten endlich verlässliche genetische Informationen über unsere Fische zu erhalten. Es arbeitet deshalb mit beiden Forschungsrichtungen zusammen. In den Jahren 2005 bis 2009 sind über 250 Prachtguramis fast aller Arten, aber auch weiterer unbestimmter Formen nach der Fish-BOL-Methode in Guelph durch Dirk Steinke sequenziert worden; das Ergebnis liegt mittlerweile vor, ist aber noch nicht ausgewertet worden. Wir werden darüber berichten, wenn dies erfolgt ist. Ab 2010 setzt Lukas Rüber, der auch unserem wissenschaftlichen Beirat angehört, die Genforschung an Paros mit der traditionellen Methodik in London fort.
(PF)