Kottelat 1991
Erstbeschreibung:Notes on the taxonomy and distribution of some Western Indonesian freshwater fishes, with diagnoses of a new genus and six new species (Pisces: Cyprinidae, Belontiidae, and Chaudhuriidae). Ichthyological Exploration of Freshwaters, 2: 273 – 287.
Identifikationsmerkmale:Gesamtlänge max. 3,5 cm.Struktur Dorsale: IX-XI, 6 – 7, total 16 – 17, Anale: VII-IX, 10 – 13, total 18 – 21. Sehr viel schlankere, weniger hochrückige Körperform als die übrigens Arten mit Ausnahme von parvulus. Ausgewachsene Tiere im Köperquerschnitt von vorn gesehen eher breit– als hochoval erscheinend. Auch in der Zeichnung und im Verhalten abweichend. ♂ im Prachtkleid mit einer artkennzeichnenden, an nagyi erinnernde Färbungsverteilung am Körper: in der unteren Hälfte sehr dunkel bis schwarz, in der oberen rotbraun. Auch die unpaaren Flossen sind anders gezeichnet als sonst in der Gattung üblich: Dorsale und Anale schwärzlich mit weißen Flecken und stark leuchtenden, relativ breiten weiß-irisierenden Randzonen, Ventralen farblos, Caudale mit artkennzeichnender, auffälliger roter Flammenzeichnung. Auffällig ist auch, dass das Prachtkleid fast ständig gezeigt wird; das gattungstypische Streifenmuster ist bei geschlechtsreifen Männchen fast nie zu sehen (nur in extremen Stresssituationen). Das ♀ zeigt im Normalkleid dieses Streifenmuster, allerdings bei der Hochbalz ein fast mit dem Prachtkleid des ♂ identisches Kleid einschließlich der roten Flammenzeichnung in der Caudale. In dieser Situation kann es schon vorkommen, dass man – allein von der Zeichnung her gesehen – beide Geschlechter verwechseln kann; das Verhalten (s.u.) macht die Geschlechtszugehörigkeit dann aber eindeutig.
Verwechslungsrisiko:Im männlichen Geschlecht keine Verwechslung möglich, von der strukturähnlichen Art parvulus durch Färbung und Zeichnung eindeutig unterschieden.Im weiblichen Geschlecht können die Fische im Normalkleid freilich mit parvulus–Weibchen verwechselt werden. Kleine Jungfische sind fast ununterscheidbar.
Vorkommen/Verbreitung:Westliches Borneo: Kalimantan Barat, Einzugsbereich des Kapuas, zwischen Sungai Penjuh und Anjungan, nordwestlich der Stadt Pontianak. Linke beschreibt ein Habitat, (pH-Wert 4.5, Leitfähigkeit 39 Mikrosiemens, Temperatur 27,6 Grad C), in dem die Tiere mit einer weiteren Prachtguramiart, nämlich P. anjunganensis, zusammenlebten, aber unterschiedliche Nischen nutzten. Es sind nur wenige solche Fälle syntopen Vorkommens mehrerer Prachtguramiarten bekannt geworden, wobei – wie hier sehr deutlich – die Verschiedenheit beider Symbionten eine offenbar wichtige Rolle spielt.
H. Kishi (Team Borneo, private Mitteilung 2011) bestätigt diese gemeinsame Nutzung eines Habitats für den Sungai Kepayang bei Anjungan und fügt die noch wenig bekannte Information hinzu, dass die Art auch noch in etwa 200 km Entfernung im südlichen Teil von West-Kalimantan im Sungai Pawan (Bereich von Ketapang) vorkommt und sich dort mit P. quindecim den Habitat teilt. In beiden Fällen handelt es sich aber nicht um eine echte Symbiose, sondern nur um eine Nutzung unterschiedlicher Nischen des gleichen Habitats.
Gefährdung:Obwohl P. ornaticaudaheute alljährlich noch in teilweise hohen Stückzahlen im internationalen Zoohandel auftaucht und deutlich mehr Fundplätze bekannt sind als zur Zeit der Entdeckung der Art, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie hochgradig bedroht ist. Ein Teil der ursprünglichen Lebensräume ist bereits vernichtet und Ölpalmenplantagen zum Opfer gefallen. Und viele der heute noch existierenden ornaticauda–Biotope sind inzwischen durch Einleitungen und Kontamination mit Pestiziden geschädigt. Meist handelt es sich um anthropogen mehr oder weniger stark beeinträchtigte Restsümpfe, die zwar noch Schwarzwasser führen, deren Rückzugsräume aber immer kleiner werden.
Entdeckung/Ersteinfuhr: Von Kottelat im Juni 1990 gefunden und dann wegen der Unverwechselbarkeit mit anderen Prachtguramis bereits im Folgejahr beschrieben. Ebenfalls noch 1990 wurde die Art von Baer, Neugebauer und Linke erstmals nach Europa eingeführt.
Handel: Zunächst wurde die Art kaum gehandelt, inzwischen gelangen alljährlich tausende der diesjährigen Jungfische in den internationalen Zierfischhandel, wo sie in der Regel infolge ihrer Heimlichkeit, Kleinheit und geringen Keimtoleranz regelrecht „unter-“ und in großen Stückzahlen eingeht. Da die Art zu den schwierigeren Prachtguramis gehört, dürften die meisten Tiere nur ein kurzes Aquarienleben als exotische Besonderheiten führen. Viele scheinen heute bereits im Originallebensraum durch umwelttoxische Immissionen als Jungfische geschädigt zu werden, sodass sie bereits krank in den Handel kommen und im Aquarium oder bereits zuvor bei den diversen Handelsstationen meist schnell an Schwächeparasiten wie Oodinium sterben.
Haltung/Zucht: In der Haltung unterscheidet sich die Art kaum von anderen Prachtguramis, allerdings kann sie noch etwas heimlicher und versteckter leben als jene.Sie ist kein Anfängerfisch.P. ornaticauda gibt uns in der Zucht immer noch Rätsel auf, denn auf wenige Fälle, bei denen die Nachzucht problemlos und erfolgreich abläuft, kommen viele, bei denen das Gegenteil der Fall ist. Die Gelege sind in der Regel klein (10 bis oft unter 20 Eier, selten mehr) und sie werden auffällig oft „umgeräumt“ (von einer Höhle in eine andere) oder „verschwinden“ über Nacht ganz. Der raumgreifende Balztanz des Männchens (s.u.) lässt Kleinstbecken um 10 Liter weniger geeignet erscheinen als Becken ab 20 Liter Wasserinhalt. Die Leitfähigkeit des Wassers sollte 40 Mikrosiemens möglichst nicht überschreiten. Außerdem ist die Empfindlichkeit der Eier gegenüber Schadkeimen groß, weshalb ein sehr niedriger pH-Wert mit hohem Anteil an Huminsäuren oft anzuraten ist (zwischen 3 und 4); ausnahmsweise haben allerdings auch bereits erfolgreiche Brutserien bei pH 6.5 und im Klarwasser stattgefunden. Noch immer gilt die erfolgreiche ornaticauda–Nachzucht als die „hohe Schule“ der Prachtgurami-Aquaristik.
Verhalten/Besonderheiten:Kopf-nach-oben-Balzer. Standard-Höhlenbrüter mit großer Anpassungsfähigkeit der bevorzugten Brutstätten (von voll geschlossenen Höhlen bis zu Bruten unter Blättern oder offenen schwimmenden Laichflößen). Viele Tiere bevorzugen sehr enge Kleinsthöhlen (Durchmesser der Öffnung ca.1,5 cm) in unterschiedlicher Lage innerhalb ihres Aktivitätsraumes. Dieser ist umfangreicher als bei anderen Prachtguramis, weil das Männchen – ähnlich parvulus – einen spektakulären Balztanz aufführt, bei dem es zunächst auffällig wedelnd die irisierenden Flossensäume präsentiert und dann in Sekundenschnelle in Zick-Zack-Sprüngen um ein entdecktes Weibchen herumsaust. Eine weitere Besonderheit – diesmal anders als parvulus, für die dies nicht gilt – ist die Tatsache, dass die Weibchen in der Vollbalz unvermittelt eine Färbung annehmen, die die der Männchen fast gleicht; sogar die rote Flammenzeichnung der Caudale ist dann zu sehen. Diese Farbangleichung der Weibchen an die Männchen ist einmalig unter allen Angehörigen der Gattung Parosphromenus. Diese Verhaltensbesonderheiten begründen eine Sonderstellung der beiden schlanken Arten innerhalb der gesamten Gattung, die in der bisherigen Systematik, welche ethologische Aspekte gar nicht berücksichtigt, nicht hinreichend beachtet wird. Sie könnte möglicherweise die Aufstellung einer Untergattung rechtfertigen.
Literatur:
Weblinks:





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