Parosphromenus phoenicurus
Schindler & Linke 2012
Erstbeschreibung: Ingo Schindler/Horst Linke, Zwei neue Arten der Gattung Parosphromenus (Familie: Osphromemidae) aus Sumatra. Vertebrate Zoology 62(3), 2012, p. 399 — 406. Der Artname geht auf den Gattungsnamen einer Singvogelgruppe zurück, der Rotschwänze Phoenicurus.
Merkmale: Prachtguramis des bintan-harveyi-Typs mit leicht ausgezogener Schwanzflosse..Die Schwanzflosse bildet das typische Unterscheidungsmerkmal zu P. tweediei.Die Gesamtlänge beträgt max. 29,0 cm (Wildfänge), 4,0 cm (im Aquarium gehaltene Exemplare).Flossenformeln: Dorsale: XI-XIII, 6 – 7, total 17 – 20, Anale: XI-XIII, 8 – 11, total 21 – 24.
Die Erstbeschreibung legt die Farbigkeit folgendermaßen fest:
„Dorsale und anale Flossen mit einem schwärzlichen Band an der Flossenbasis, gefolgt von einem kräftigen roten oder purpurnen Band, einem schmalen, irisierenden hellbläulichen Band (eher türkis am Anfang), danach ein schwarzes Band, und am Rand hellblaue Umrandung.
Die Schwanzflosse hat ein fast dreieckiges dunkel-schwarzes Muster, umrandet von einem leuchtend roten oder purpurnen Band, einem schmalen, irisierenden hellbläulichen Band, danach einem schwarzen Band und als Umrandung ein hellblauer dünner Streifen.
Die Bauchflossen sind bläulich türkis, das Filament schwarz durchscheinend. (Schindler/Linke)
Während die Wildfänge sich farblich ausgesprochen von anderen P. tweediei Arten unterscheiden, mit schwächerem roten Anteilen, schmalen weiß-bläulichen Bändern, die die roten Bereiche in den Dorsalen und Caudalen von den schwarzen Bereichen trennen, und der markanten rhombischen Form der Schwanzflossen, wird der Nachwuchs aus dem Aquarium den P. tweediei Arten ähnlicher, teilweise wurde der Verlust der weiß-bläulichen Trennungslinien beobachtet, es entwickelte sich viel mehr Rot in allen Flossen und manche Individuen bekamen eine weniger rhombische Schwanzflosse (vergleiche Fotos der Wildfänge von Linke und Fotos der Aquariumnachzuchten von Fischer: sie sehen aus, als gehörten sie zu zwei verschiedenen Arten).
Die Weibchen ähneln sehr den Weibchen des gleichen Typus.
Ähnliche Arten: Die Ähnlichkeit zu P. tweediei ist unverkennbar, insbesondere weil sich auch die zunächst dreieckige Form der männlichen Schwanzflosse bei der fortgesetzten Nachzüchtung weiter zurückbildete (s. unter Peculiarities). Die Vorkommen beider Arten sind heute durch das Meer getrennt, aber nach den Untersuchungen von Harold Voris und anderen zur Erdgeschichte Sundalands lag der Meeresspiegel noch vor 10.000 Jahren sehr viel niedriger, sodass es eine von vielen Fließgewässern durchflossene Landbrücke gab. Dies ist eines der Indizien dafür, dass die Gattung Parosphromenus evolutionär jung und noch heute in Entwicklung begriffen ist. Die heute auf vielen Inseln und Halbinseln verbreitete Gattung bewohnte damals eine zusammenhängende Landmasse und hat sich erst durch die Trennung in den letzten Jahrtausenden in die Arten aufgespalten, die wir heute kennen. Zugleich erklärt dies einen Teil der Schwierigkeiten der Artdenomination.
Vorkommen/Verbreitung: Der einzige bekannte Fundort ist ein Schwarzwassersumpf in der Nähe von Kota Kerincikiri, Sumatra Riau, in Langgam. Dieses Gebiet ist Teil einer „Sungai Kampar Flussdrainage in Langgam (ungefähr 40 km südöstlich von Pekanbaru), in der Provinz Riau, im Zentrum Sumatras, Indonesien. (Schindler/Linke)
Die Wasserwerte, gemessen von Linke 2008: 26,8°C, pH 5,25, Leitwert 7 Mikrosiemens/cm
Bedrohung der Art: Sehr hoch, da nur rein einziger Fundort bekannt ist und der Druck auf eine Umgestaltung auch der letzten Urwaldreste und Schwarzwasserregionen dieser Region Sumatras unverändert hoch ist. Er geht hier speziell von einer Papierfabrik aus, die große Mengen Holz für ihre Produktion braucht. Die naturbelassenen Reste entlang der Flüsse Sungai Kampa und Sungai Kamparkiri waren bereits 2013 sehr klein geworden.
Entdeckung/Erstimport:
Vom deutschen Aquarianer Horst Linke im Zuge seiner speziell den Prachtguramis geltenden Entdeckungsexpeditionen 2008 auf Sumatra gefunden und privat importiert. Sumatra war damals noch in Teilen stärker von Urwaldresten bedeckt als heute und in Bezug auf Parosphromenus wenig erforscht.
Handel:
Der Handel hat nicht geruht, diese attraktive Art ebenfalls anbieten zu können. Erstmals ist dies 2014 durch den deutschen Zierfischimporteur Herbert Nigl vom Aquarium Dietzenbach geschehen, der damals hunderte Tiere kostenlos an Zuchtinteressierte abgab, damit sie diese vermehren konnten. Das Parosphromenus-Project hat ihn dafür mit dem damals zum ersten Mal vergebenen Preis für eine besondere Leistung ausgezeichnet, der seither alljährlich vergeben wird. Seitdem ist die Art noch mehrfach international gehandelt worden.
Haltung/Zucht: Die Art unterscheidet sich nicht in den Anforderungen von denen anderer Parosphromenus Arten.
Die sehr niedrige Leitfähigkeit im Heimathabitat erfordert dass man dieses Merkmal auch im Aquarium einhalten sollte.
Verhalten, Besonderheiten:
P. phoenicurus ist eine der attraktivsten Arten der Prachtguramis. Hier ist er gleich zu bewerten wie der P. tweediei. Da er so selten ist (soweit wir wissen) sollten wir auf jeden Fall den Aquarienbestand erhalten.
Kopf-nach-unten-Balzer. Die Art ist nach dem Erstimport vor allem vom deutschen Aquarianer Stefan Fischer in größeren Mengen nachgezogen worden, wobei auffiel, dass sich die für typisch erachtete dreieckige Form der Schwanzflosse zu einer eher runden Form mit nur leichter Spitze zurückbildete, zugleich die Rotfärbung in den unpaaren Flossen ausbreitete und die Art dadurch tweediei-ähnlicher wurde. Fischer ist auch der Autor des guten Wikipedia-Artikels über Prachtguramis, der mit vielen Bildern aus seiner phoenicurus-Zucht bestückt ist.
Literatur:
Weblinks:
PF