Vierke 1979
Erstbeschreibung: Ein neuer Labyrinthfisch von Borneo — Parosphromenus parvulus nov. spec. Das Aquarium 13 (120):247 – 250.
Identifikationsmerkmale:Gesamtlänge max. 3,5 cm.Struktur Dorsale: X-XI, 5 – 6, total 15 – 17, Anale: VIII-IX, 10 – 11, total 18 – 20. Sehr viel schlankere, weniger hochrückige Körperform als die übrigen Arten mit Ausnahme von ornaticauda, die man als Zwillingsart verstehen kann. Ausgewachsene Tiere im Köperquerschnitt von vorn gesehen eher breit– als hochoval erscheinend. Auch in der Zeichnung und im Verhalten ähnlich dieser Art abweichend: ♂ im Prachtkleid mit einer artkennzeichnenden, an nagyi erinnernden Färbungsverteilung am Körper: in der unteren Hälfte schwarz, in der oberen gelb bis braungelb. Auch die unpaaren Flossen sind wie bei ornaticauda anders gezeichnet als sonst in der Gattung üblich: Dorsale und Anale schwarz mit roten Punkten und je nach Fundortform unterschiedlich stark ausgeprägten weiß-irisierenden Randzonen, Ventralen farblos, Caudale fast farblos bis dunkel-schwärzlich . Das Prachtkleid wird häufig gezeigt, aber nicht so kontinuierlich wie bei ornaticauda; das gattungstypische Streifenmuster ist gelegentlich auch bei geschlechtsreifen Männchen zu sehen, allerdings oft im Übergang zum Prachtkleid. Das ♀ zeigt fast immer dieses Streifenmuster und nie (wie ornaticauda) ein mit dem Prachtkleid des ♂ fast identisches Kleid. – Zur Variationsbreite der Art s.u. unter „Vorkommen/Verbreitung“.
Verwechslungsrisiko: Im männlichen Geschlecht keine Verwechslung möglich, von der strukturähnlichen Zwillingsart ornaticauda durch Färbung und Zeichnung eindeutig unterschieden.Im weiblichen Geschlecht können die Fische im Normalkleid freilich mit ornaticauda–Weibchen verwechselt werden. Kleine Jungfische sind fast ununterscheidbar. Aufgrund der Körperstruktur mit anderen Prachtguramis aber nicht zu verwechseln.
Vorkommen/Verbreitung: Südliches zentrales Borneo: Kalimantan Tengah, weitere Umgebung von Banjarmasin. Zuerst entdeckt etwa 250 km NW der Stadt bei Palangan im Einzugsbereich des Mentaya-Flusses. Spätere Expeditionen zeigten aber, dass die Art eine wesentlich ausgedehntere Verbreitung besitzt als zunächst vermutet. So wurde sie z.B. von H. Linke und J. Knüppel 1988 N Palangkaraya gefunden; schon damit war klar, dass das Verbreitungsgebietgrößer war als ursprünglich angenommen. Später wurden noch weitere Vorkommen an anderen Orten gefunden, u.a. von Linke und O. Perrin. Damit stellte sich parvulus neben paludicola als der Prachtgurami mit dem (bislang) größten bekannten Verbreitungsgebiet heraus.
Allerdings zeigen die Fische auch eine geringe, aber deutliche Variation, die vor allem die Flossenzeichnung betrifft. So wiesen die Tiere aus der Umgebung von Tangkiling die bislang auffälligsten weißen Leuchtränder an der Dorsale und Anale auf, verbunden mit einem deutlichen roten Punktemuster vor allem in der Dorsale, während die bei Babugus existierende Population schlichter gefärbt ist (beide Aufsammlungen von H. Linke).
Gefährdung:AuchP. parvulus istheute, obwohl deutlich mehr Fundplätze bekannt sind als zur Zeit der Entdeckung der Art, durch die unaufhaltsame Vernichtung des Lebensraums hochgradig bedroht. Während einige alte Fundplätze bereits nicht mehr existieren, sind viele der seither neu bekannt gewordenen mittlerweile anthropogen mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Das Fortschreiten der Urwaldvernichtung erfasst zunehmend auch zunächst nicht betroffene Restsümpfe, die von Trockenlegung und Umwandlung in kurzfristig nutzbares Ackerland bedroht sind.
Entdeckung/Ersteinfuhr:Von Edith Korthaus und Dr. Walter Foersch Ende der siebziger Jahre (1978) bei Palangan erstmals gefunden und nach Europa gebracht; im Zusammenhang mit dieser Einfuhr erfolgte in Deutschland die Erstbeschreibung.
Handel: P. parvulus wurde vor dem Jahre 2005 überhaupt nicht gehandelt; die damals in den Aquarien vorhandenen wenigen Fische stammten aus Privatimporten oder waren Nachzuchten von diesen. Etwa ab 2006 wurden einzelne Exporte bzw. Importe bekannt, und inzwischen wird die Art zwar nicht häufig und nicht in so großen Stückzahlen wie zeitweise ornaticauda, aber doch öfters im Zoofachhandel angeboten, wo sie allerdings – weil dort sehr unscheinbar – noch eher als jene dem schnellen Untergang geweiht ist.
Haltung/Zucht: In der Haltung unterscheidet sich die Art kaum von P. ornaticauda, scheint aber bisweilen doch weniger heikel zu sein als diese. Allerdingsgibt uns auch ihre Zucht immer noch Rätsel auf, denn zuverlässig legende und pflegende Paare sind nicht die Regel. Auch diese Art bevorzugt meist Kleinsthöhlen mit engstem Querschnitt, wo sie ihre meist sehr kleinen Gelege (8 – 25 Eier) absetzen. Auch bei parvulus ist Keimarmut die oberste Überlebensbedingung der Eier, weshalb sich Erfolge oft erst bei einer Absenkung des pH-Werts auf 4 oder sogar darunter einstellen. G. Kopic berichtet glaubhaft von einer Brut bei pH 2.7. Allerdings warnen wir davor, dieses Experiment ohne Not zu wiederholen. Kopic berichtet außerdem davon, dass die Larven Probleme gehabt hätten, sich aus den Eihüllen zu befreien. Aus diesem Grunde erscheint eine künstliche Aufzucht ohne Vatertier hier noch risikoreicher als sonst schon. Bei natürlicher Brutpflege durch das Männchen und höheren pH-Werten verschwinden ganze Gelege oft über Nacht, aber auch bei dieser Art hat es bereits erfolgreiche Bruten bei pH-Werten über 6.0 gegeben; Keimarmut ist eben oft, aber nicht ausschließlich an niedrigere pH-Werte gebunden. Auch die Leitfähigkeit muss niedrig liegen, möglichst unter 35 Mikrosiemens/cm, weil andernfalls die Gelege nicht an der Höhlendecke haften bleiben, herabfallen und dann schnell zugrunde gehen. Wie P. ornaticauda ist auch P. parvulus kein Fisch für Aquarianer, die mit Prachtguramis noch wenig Erfahrung haben.
Verhalten/Besonderheiten:Wie die Zwillingsart einKopf-nach-oben-Balzer. Höhlen können sowohl am Boden, als auch an der Wasseroberfläche oder an geeigneter Stelle mitten im Wasserraum in der Krautschicht bezogen werden. Auch hier ist der Aktivitätsraum wie bei der Zwillingsart umfangreicher als bei anderen Prachtguramis, weil auch das parvulus–Männchen jenen spektakulären Balztanz aufführt, den wir bei der anderen Art beschrieben haben und bei dem es zunächst auffällig wedelnd die Flossensäume präsentiert, um dann in Sekundenschnelle in Zick-Zack-Sprüngen um ein entdecktes Weibchen herumzusausen. Allerdings fehlt parvulus die spektakuläre Farbangleichung der Weibchen an die Männchen, die dort bei der Vollbalz zu beobachten ist. Dennoch fallen beide Arten infolge ihrer Struktur– und Verhaltensbesonderheiten eindeutig als eng verwandte Zwillinge innerhalb der Gattung auf und bilden allenfalls mit der schlanken Form von sumatranus einen speziellen Verwandtschaftskreis, der auf eine evolutionär engere Beziehung hindeuten dürfte .
Literatur:
Weblinks:






















